Als Ultras Nürnberg im letzten Spiel der vergangenen Saison Javier Pinola mit einer großen Choreografie für 10 Jahre Vereinstreue ehrte, war noch nicht klar, wie es mit Pino weitergeht. Irgendwie war man nach seiner sportlich ordentlichen Rückrunde frohen Mutes, dass unser Argentinier weiter für den Glubb spielen wird. Sportlich möchten wir uns auch gar nicht als Experten einstufen – dafür arbeiten im Verein hochbezahlte Fachleute. Wie Pino letztendlich aber dann den Verein verlassen musste, ist in letzter Konsequenz alles andere als in Ordnung. Hier bewiesen die Verantwortlichen – Bader, Wolf und Weiler – wenig Fingerspitzengefühl für die Treue eines Pokalhelden, der mindestens einmal Verein über Einkommen (Schalke Angebot) gestellt hatte. Und er wäre gerne in Nürnberg geblieben, hätte am Ende sogar das nochmals verminderte Angebot des Vereins angenommen – aber da war die Entscheidung wohl schon gegen ihn gefallen. Mit Pinola musste das größte verbliebene Stück Nürnberger Fan-Identität innerhalb der Mannschaft nun gehen. Diese Identität kann man nicht kaufen – und das sollten die agierenden Personen wissen – sie muss innerhalb des Vereins wachsen. Es gibt auch jetzt ein paar Spieler in der Mannschaft, denen das durchaus zugetraut werden kann. Aber mindestens für die kommende Saison ist das Erbe von Pinola für alle potentiellen Kandidaten viel zu schwer. Die Verantwortlichen müssen sich dieser Kritik stellen und nur sportlicher Erfolg kann Trainer und Mannschaft vor weiterer Kritik schützen. Diese Situation hatte man in der Mannschaft schon sehr lange nicht mehr – immer waren Leute wie Andreas Köpke, Sasa Ciric, Andreas Wolf, Marek Mintal und Javier Pinola Teil des Kaders und somit ein wesentlicher Teil der Identifikation – unabhängig vom sportlichen Ausgang. Da nützt es auch nichts, dass auf der Homepage vollmundig von Abschiedsspiel und Integration von Pinola nach der Karriere geschrieben wurde – wir brauchen Identitäten innerhalb der Mannschaft, um gemeinsam den Karren durch den Matsch der zweiten Liga zu ziehen. Die Entscheidung gegen Pinola fokusiert den sportlichen Erfolg gegenüber Identifikation und Tradition. Nach den Pleiten der vergangenen Spielzeiten ein riskantes Spiel.
Welch bedeutende Rolle Javier Pinola für die Fanseele der Glubb-Fans hat und hatte, zeigt der musikalische Abschiedsgruß. Halt, es ist eigentlich kein Abschiedsgruß – die Fanszene sagt nicht Ade, sondern „Hasta Luego – Amigo Pino“, also sinngemäß: “Bis bald alter Freund!“